Aggressionstheorien
Es
gibt verschiedene theoretische Ansätze, welche Ursachen es für die Aggression
von Menschen gibt und wieso diese sich manchmal nicht im normalen Rahmen
entwickelt bzw. unnatürlich stark ausgeprägt ist. Dabei lässt sich auch keine
einheitliche Meinung herausbilden, da man es aus vielen unterschiedlichen
Gesichtspunkten betrachten kann. Die Grundpositionen unterscheiden sich
dadurch, dass situativen und individuumsbezogenen Einflüssen verschiedene
Bedeutungen zugeschrieben werden.Das Aggressionspotenzial und die Gewaltbereitschaft sind je nach Individuum unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Gewaltbereitschaft gibt an, wie jemand in bestimmten Situationen mit welchem Maß an Gewalt/Aggression reagiert. Jeder hat spezifische Fähig- und Fertigkeiten, wie man mit Konflikten umgeht und versucht sie zu lösen. Die individuelle Entwicklung nimmt darauf starken Einfluss: Die Art der kognitiven und emotionalen Verarbeitung von Konflikten wird durch Vorerfahrungen, Kompetenzen und Wissensstand bestimmt. Aggressionstheorien gehen darauf ein, wo die Ursachen für Aggressivität in der eigenen Entwicklung liegen und berücksichtigt zudem Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen. Im folgenden möchte ich auf die unterschiedlichen Theorien näher eingehen.
Die Trieb- und instinkttheoretischen Ansätze, die sich an Sigmund Freud anlehnen, gehen davon aus, dass die Gründe des aggressiven Verhaltens innerhalb des Individuums selbst liegen. Das aggressive Verhalten ist hierbei auf den biologisch bedingten Trieb zurückzuführen, der ein natürlicher Bestandteil des Menschen ist. Dieser ist jedoch unterschiedlich stark und bei manchen extrem ausgeprägt. Zudem kommen Impulse beim Übertreten einer Schwelle zum Ausdruck (Schwellenmodell). Freuds psychischer Apparat, der auf der dualistischen Triebtheorie aufbaut, berücksichtigt verschiedene Bestandteile: Ich, Über-Ich und Es, sowie Reize aus der Umwelt, Werte und Normen und die Reaktion. Er bezieht somit Wechselwirkungen ein, die sich der Mensch tagtäglich aussetzen muss. Die dualistische Triebtheorie betrachtete jedoch nur zwei Seiten: den Lebens- und Todestrieb bzw. Eros und Thanatos.
Die Verhaltensbiologie bietet einen weiteren instinkttheoretischen Ansatz: Aggression ist von Geburt an vorhanden und dieser naturgegebene Instinkt dient der Arterhaltung. Aggression wird nach Lorenz (1974) als spontane Bereitschaft zum Kampf angesehen. Dieser Trieb führt dazu, dass im Menschen intrinsische aggressive Energien aufgebaut werden, die gelegentlich entladen werden müssen (Druckkesselprinzip). Die Entladung der aggressiven Energien erfolgt nicht jederzeit, sondern ist an auslösende Reize aus der Umwelt, sogenannte Schlüsselreize, gekoppelt.
Eine andere Theorie ist die Frustrations-Aggressions-Hypothese, die besagt, dass aggressives Verhalten eine Reaktion auf unangenehme Geschehnisse ist. Dabei muss man zwei Leitsätze berücksichtigen, die eine Wechselwirkung aufzeigen: Auf jede Frustration folgt Aggression und umgekehrt hat aggressives Verhalten den Ursprung in Frustrationserleben. Wobei letzteres angezweifelt wird, denn Aggression kann auch durch andere Auslöser hervorgerufen werden. Zudem kann Frustration zu vielen Reaktionen führen, da jeder anders damit umgeht. Heute wird angenommen, dass ein negativer Affekt, wie z.B. Ärger, als Bindeglied zwischen Frustration und Aggression, sowie personale und situative Faktoren fungiert.
Lerntheoretische Ansätze beinhalten, dass Verhaltensweisen erlernt werden können und somit auch gewaltsames/aggressives Verhalten. Mit Lernen ist hier gemeint, dass man bestimmte Einstellungen, Fähigkeiten, Motive etc. auf Grund von Erfahrungen verändern kann. Zu diesem Ansatz gehört auch die soziale Lerntheorie, die externe Ursachen für das Verhalten von Menschen verantwortlich macht. Wenn man in seinem Alltag mit viel Gewalt und Aggression konfrontiert wird (auch nur als Beobachter), so wird die Aggressionsbereitschaft gefördert. Hierbei kann man sich auf Baduna und sein Prinzip des Modelllernens (1979) berufen: Aufgrund von Aufmerksamkeit auf ein modelliertes Verhalten, kann das Ereignis in Symbolsprache, also Vorstellungsbilder, transformiert und somit im Gedächtnis abgespeichert werden. Das Verhalten wird sich durch Vorstellungen und Übung angeeignet. Dieses Modellverhalten (z.B. Gewalt als Lösung von Konflikten) wird abgerufen, wenn man entsprechend dazu motiviert wird. Diese Theorie gibt auch einen Erklärungsansatz dafür, dass Opfer von Gewalt oft selbst zum Täter mutieren.
Wie oben schon erwähnt, spielen die Entwicklung und somit die Erfahrungen der Menschen eine wichtige Rolle für das Aggressionspotenzial und die Gewaltbereitschaft. Entwicklungsmodelle berücksichtigen diese Erfahrungen und beschreiben die Abfolge von Entwicklungen und Faktoren, die aufrechterhaltend sind oder das Risiko erhöhen aggressiver zu reagieren.
Das Frühstarter vs. Spätstarter-Modell wurde von Patterson et al (1991) bzw. Patterson und Yoerger (1993) entwickelt. Frühstarter wuchsen in ihrem Elternhaus mit wenig Unterstützung, sowie mit der Konfrontation negativer Erziehungspraktiken auf. Zusätzlich wiesen sie schon in ihrer Kindheit ein hoch aggressives oder dissoziales Verhalten auf. Auch die Ablehnung unter Gleichaltrigen spielt eine Rolle, wobei sie aber den Kontakt zu delinquenten Gleichaltrigen pflegten. Spätstarter hingegen wuchsen in einer häuslichen Umgebung mit mäßig elterlicher Aufsicht auf und verhielten sich in ihrer Kindheit auch nur mäßig aggressiv. Zudem neigten sie dazu eine Beziehung zu Gleichaltrigen aufzubauen, die ein massiv abweichendes Sozialverhalten aufwiesen.
Terry Moffit (1990, 1993, u.a.) berücksichtigte ebenfalls zwei Entwicklungspfade. Zum einen die Menschen, die über den gesamten Lebenslauf hinweg („life-course-persistant“) Defizite aufwiesen. Durch eine Schwangerschafts- oder Geburtskomplikation haben sie neuropsychologische Defizite, was Einfluss auf das Sozialverhalten und die kognitiven Fähigkeiten nimmt. Außerdem werden aggressive/dissoziale Verhaltensweisen begünstigt. Die Auswirkungen der Defizite können durch sogenannte Hoch-Risiko-Umgebungen verstärkt werden. Der zweite Entwicklungspfad befasst sich mit denen, die Anzeichen eines aggressiv dissozialen Verhaltens ab der Pubertät aufweisen. Hier ist das Verhalten dann auf das Jugendalter begrenzt bzw. adolescene limited. Die Ursache liegt hierbei in der Diskrepanz zwischen der immer früher einsetzenden biologischen Reife und der sozialen bzw. gesellschaftlichen Verantwortung, dabei entsteht dann eine sogenannte „Reifungslücke“. Außerdem werden die Jugendlichen durch gleichaltrige dissoziale Jugendliche wie beispielsweise rechtsextreme Gruppen beeinflusst. Ein Modell mit drei Entwicklungspfaden veröffentlichte Ralf Loeber 1990. Unterschieden wird hier zwischen frühem und vielfältigem aggressiven und dissozialen Verhalten auf die Adoleszenz beschränkt, sowie Drogenmissbrauch im Jugendalter.
Die Trieb- und instinkttheoretischen Ansätze, die sich an Sigmund Freud anlehnen, gehen davon aus, dass die Gründe des aggressiven Verhaltens innerhalb des Individuums selbst liegen. Das aggressive Verhalten ist hierbei auf den biologisch bedingten Trieb zurückzuführen, der ein natürlicher Bestandteil des Menschen ist. Dieser ist jedoch unterschiedlich stark und bei manchen extrem ausgeprägt. Zudem kommen Impulse beim Übertreten einer Schwelle zum Ausdruck (Schwellenmodell). Freuds psychischer Apparat, der auf der dualistischen Triebtheorie aufbaut, berücksichtigt verschiedene Bestandteile: Ich, Über-Ich und Es, sowie Reize aus der Umwelt, Werte und Normen und die Reaktion. Er bezieht somit Wechselwirkungen ein, die sich der Mensch tagtäglich aussetzen muss. Die dualistische Triebtheorie betrachtete jedoch nur zwei Seiten: den Lebens- und Todestrieb bzw. Eros und Thanatos.
Die Verhaltensbiologie bietet einen weiteren instinkttheoretischen Ansatz: Aggression ist von Geburt an vorhanden und dieser naturgegebene Instinkt dient der Arterhaltung. Aggression wird nach Lorenz (1974) als spontane Bereitschaft zum Kampf angesehen. Dieser Trieb führt dazu, dass im Menschen intrinsische aggressive Energien aufgebaut werden, die gelegentlich entladen werden müssen (Druckkesselprinzip). Die Entladung der aggressiven Energien erfolgt nicht jederzeit, sondern ist an auslösende Reize aus der Umwelt, sogenannte Schlüsselreize, gekoppelt.
Eine andere Theorie ist die Frustrations-Aggressions-Hypothese, die besagt, dass aggressives Verhalten eine Reaktion auf unangenehme Geschehnisse ist. Dabei muss man zwei Leitsätze berücksichtigen, die eine Wechselwirkung aufzeigen: Auf jede Frustration folgt Aggression und umgekehrt hat aggressives Verhalten den Ursprung in Frustrationserleben. Wobei letzteres angezweifelt wird, denn Aggression kann auch durch andere Auslöser hervorgerufen werden. Zudem kann Frustration zu vielen Reaktionen führen, da jeder anders damit umgeht. Heute wird angenommen, dass ein negativer Affekt, wie z.B. Ärger, als Bindeglied zwischen Frustration und Aggression, sowie personale und situative Faktoren fungiert.
Lerntheoretische Ansätze beinhalten, dass Verhaltensweisen erlernt werden können und somit auch gewaltsames/aggressives Verhalten. Mit Lernen ist hier gemeint, dass man bestimmte Einstellungen, Fähigkeiten, Motive etc. auf Grund von Erfahrungen verändern kann. Zu diesem Ansatz gehört auch die soziale Lerntheorie, die externe Ursachen für das Verhalten von Menschen verantwortlich macht. Wenn man in seinem Alltag mit viel Gewalt und Aggression konfrontiert wird (auch nur als Beobachter), so wird die Aggressionsbereitschaft gefördert. Hierbei kann man sich auf Baduna und sein Prinzip des Modelllernens (1979) berufen: Aufgrund von Aufmerksamkeit auf ein modelliertes Verhalten, kann das Ereignis in Symbolsprache, also Vorstellungsbilder, transformiert und somit im Gedächtnis abgespeichert werden. Das Verhalten wird sich durch Vorstellungen und Übung angeeignet. Dieses Modellverhalten (z.B. Gewalt als Lösung von Konflikten) wird abgerufen, wenn man entsprechend dazu motiviert wird. Diese Theorie gibt auch einen Erklärungsansatz dafür, dass Opfer von Gewalt oft selbst zum Täter mutieren.
Wie oben schon erwähnt, spielen die Entwicklung und somit die Erfahrungen der Menschen eine wichtige Rolle für das Aggressionspotenzial und die Gewaltbereitschaft. Entwicklungsmodelle berücksichtigen diese Erfahrungen und beschreiben die Abfolge von Entwicklungen und Faktoren, die aufrechterhaltend sind oder das Risiko erhöhen aggressiver zu reagieren.
Das Frühstarter vs. Spätstarter-Modell wurde von Patterson et al (1991) bzw. Patterson und Yoerger (1993) entwickelt. Frühstarter wuchsen in ihrem Elternhaus mit wenig Unterstützung, sowie mit der Konfrontation negativer Erziehungspraktiken auf. Zusätzlich wiesen sie schon in ihrer Kindheit ein hoch aggressives oder dissoziales Verhalten auf. Auch die Ablehnung unter Gleichaltrigen spielt eine Rolle, wobei sie aber den Kontakt zu delinquenten Gleichaltrigen pflegten. Spätstarter hingegen wuchsen in einer häuslichen Umgebung mit mäßig elterlicher Aufsicht auf und verhielten sich in ihrer Kindheit auch nur mäßig aggressiv. Zudem neigten sie dazu eine Beziehung zu Gleichaltrigen aufzubauen, die ein massiv abweichendes Sozialverhalten aufwiesen.
Terry Moffit (1990, 1993, u.a.) berücksichtigte ebenfalls zwei Entwicklungspfade. Zum einen die Menschen, die über den gesamten Lebenslauf hinweg („life-course-persistant“) Defizite aufwiesen. Durch eine Schwangerschafts- oder Geburtskomplikation haben sie neuropsychologische Defizite, was Einfluss auf das Sozialverhalten und die kognitiven Fähigkeiten nimmt. Außerdem werden aggressive/dissoziale Verhaltensweisen begünstigt. Die Auswirkungen der Defizite können durch sogenannte Hoch-Risiko-Umgebungen verstärkt werden. Der zweite Entwicklungspfad befasst sich mit denen, die Anzeichen eines aggressiv dissozialen Verhaltens ab der Pubertät aufweisen. Hier ist das Verhalten dann auf das Jugendalter begrenzt bzw. adolescene limited. Die Ursache liegt hierbei in der Diskrepanz zwischen der immer früher einsetzenden biologischen Reife und der sozialen bzw. gesellschaftlichen Verantwortung, dabei entsteht dann eine sogenannte „Reifungslücke“. Außerdem werden die Jugendlichen durch gleichaltrige dissoziale Jugendliche wie beispielsweise rechtsextreme Gruppen beeinflusst. Ein Modell mit drei Entwicklungspfaden veröffentlichte Ralf Loeber 1990. Unterschieden wird hier zwischen frühem und vielfältigem aggressiven und dissozialen Verhalten auf die Adoleszenz beschränkt, sowie Drogenmissbrauch im Jugendalter.